Historische Leime und Klebmassen


Knochen- Haut und Hasenleim sind Glutinleime.
Glutinleime werden seit über 4000 Jahren verwendet. Sie waren die verbreitetsten Klebmittel für Holz, Papier, Leder, Knochen und viele andere Materialien. So wurde für das Bett der Ehefrau Tut-Anch-Amuns Leim verwendet und das römische Militär benutzte Schilde die aus kreuzförmig verleimten Furnieren bestanden (ähnlich den heutigen Furnierplatten).
Die Klebkraft von Glutinleimen ist außerordentlich hoch. Beim Trocknen schrumpfen sie und ziehen die zu verleimenden Teile so zusammen. Die Leimung ist reversibel und kann unter Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit wieder gelöst werden ohne das Werkstück zu beschädigen.

Heute werden sie hygienisch aus frischen, entfetteten Schlachtabfällen durch thermische Hydrolyse und Heißwasserextraktion hergestellt. Die dabei erhaltene Leimbrühe wird gereinigt, in mehrstufigen Vakuumverdampfern schonend konzentriert, durch Abkühlen in die feste Gelform gebracht, zerkleinert und getrocknet. Knochenleim ist vollkommen unschädlich und umweltfreundlich.
Bebilderte Kurzanleitung

Hasenleim

Die Leimfuge ist elastischer als bei Knochenleim.
Hasenleim wird in der Papierherstellung, beim handwerklichen Buchbinden und zur Restauration alter Bücher verwendet.
Durch seine Elastizität ist Hasenleim für das Grundieren von Leinwand und anderen flexiblen Malgründen geeignet. Er wird bei der Vergoldung für Kreidegründe, Poliment und Drückmassen verwendet.
Warmleimpinsel gibt es hier.

Anleitung zur Verwendung von Hasenleim:
Dehnviskosität: 10–13 mPas
Gallertfestigkeit (also Klebekraft): 270-300 Bloomgram
Hasenleim wird in verschiedenen Gallertfestigkeiten hergestellt. 135 ist die Niedrigste für allgemeine Holzarbeiten verwendete Klebekraft, 253 ist die Höchste in der Regel für Instrumentenbau verwendete Klebekraft.
25 Gramm Hasenleim in 75 Gramm kaltem Wasser (höchstens Raumtemperatur) zwei Stunden quellen lassen. Danach im Wasserbad bei einer Temperaturen von 50-60 Grad unter
Rühren auflösen und warm verarbeiten.
Weitere Verarbeitungshinweise

Knochenleim

Knochenleim ist ein seit mehreren hundert Jahren vor allem bei Tischlern gebräuchlicher Leim und wird aus Knochen hergestellt. Er ist härter als Hautleim (eignet sich also besonders für Teile, die sich nicht biegen), lässt sich gut verarbeiten und härtet schnell aus.
Er findet Verwendung als Klebstoff für Papier, Pappe, Holz, Filz, Stoff und Leder, in der Buchbinderei, beim Schildbau, in der Instrumenten- & Etuifabrikation, für Vergoldungen und vieles andere mehr.
Warmleimpinsel gibt es hier.

Anleitung zur Verwendung von Knochenleim:

Je nach Verwendungszweck wird Knochenleim in 2 bis 50%en Lösungen verwendet.
Wir haben für unseren ersten Versuchen 1 Gewichtsteil Knochenleim und 4 Gewichtsteile Wasser genommen, was sich im Nachhinein als zu wässrig erwiesen hat.
Leimgranulat und Wasser vermischen und ca. 2 Stunden (ist von der Granulatgröße abhängig) quellen lassen.
Dann im Wasserbad bei 65 Grad unter gelegentlichem umrühren auflösen. Das geht sehr schnell.
Der Leim darf nicht kochen, dadurch kann er unbrauchbar werden.
Nach wenigen Minuten ist der Leim gebrauchsfertig und kann noch beliebig weiter mit Wasser verdünnt werden.

Eine andere, schnellere aber auch schwierigere Methode:
Knochenleim unter ständigem Rühren direkt in heisses Wasser (85 Grad) einrühren und bis zur vollständigen Lösung weiterrühren. Dieses Verfahren ist besonders für hochkonzentrierte Leimlösungen bei Verwendung grober Körnungen geeignet.
Als Verarbeitungstemperatur wird 60 Grad empfohlen.
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Kiefernpech

Ähnlich wie Birkenpech war Kiefernpech zu "vorchemischen" Zeiten ein unverzichtbares Hilfsmittel mit vielen Verwendungsgebieten.
Es ist eines der ältesten Klebemittel und wurde bereits in der Steinzeit zum Einschäften von Pfeilen und Messerklingen verwendet.
Sattlern diente es zum einpechen des Nähzwirns.
Im Bootsbau ebenso wie in der Böttcherei diente es als universelles Dichtungs- und Konservierungsmittel.
In der Zimmerei und Landwirtschaft schützte es Teile mit Erdkontakt (Pfähle, Pfosten etc.) vor Verrottung.
Es ist ein reines Produkt der Kiefernholzdestillation und frei von Mineralöl-Derivaten (also kein Bitumen).
Zur Verarbeitung wird es in der Regel auf ca. 120°-150° C erhitzt.

Kleisterspritze

Kleisterspritze zum Beseitigen von Blasen und zum Nachspritzen von nicht gekleisterten Stellen.