Anleitung zum Feuer schlagen & zur Zunderherstellung


Erst seit 1833, nach der Erfindung der Streichhölzer, ist Feuermachen eine einfache und schnelle Sache.
Vorher mußte es z.B. mit Stein & Stahl geschlagen werden.

Zunderherstellung

Als Zunder benutzte man unter anderem Rohrkolbensamen (landesrechtliche Naturschutzbestimmungen beachten), Werg (kriegt man im Klempnerbedarf), Zunderschwamm (Achtung viele Baumpilzarten stehen unter Naturschutz), Löwenzahnsamen, nitrierte Schafwolle oder gekohltes Leinen.

Gekohltes Leinen

Leinenstücke in eine Blechdose mit zwei oder drei Löchern (z.B. mit einem Nagel geschlagen) legen. Die Dose dann für einige Zeit in die Glut eines Feuers legen und eine Weile warten. Nach dem rausholen abkühlen lassen und fertig ist das poröse, gekohlte Leinen.

Rohrkolben Zunder Herstellung

Wird zerpflückt und dann in Waschpulver gewaschen. Nach dem Spülen wird er getrocknet.
Die "Fussel" in eine 20%ige Salpeter-Lösung legen (z.B. 50gr Salpeter + 200 ml Wasser).
Jetzt 2 - 3 Tage stehen lassen (zwischendurch mal wenden).
Danach auf Zeitungspapier trocknen lassen.
Das Ergebnis ist der beste Zunder den ich kenne. Er fängt beim kleinsten Funken Feuer. Trocken lagern.
Gibt es hier auch fertig zu kaufen.

Zunderschwamm Zunder Herstellung

Zunderschwamm in ca. 1-2 mm dicke Scheiben schneiden. Geht z.B. mit einer alten Brotschneidemaschine.
Die Scheiben in eine 20%ige Salpeter-Lösung legen (z.B. 50gr Salpeter + 200 ml Wasser).
Sollte nur knapp in der Lösung liegen und nicht schwimmen.
Jetzt 2 - 3 Tage stehen lassen (zwischendurch mal wenden).
Sollte der Salpeter auskristallisieren (sieht ein bißchen wie Glasscherben aus) ist das nicht weiter schlimm.
Wer möchte kann ihn so lange er noch weich ist "breiter klopfen" (Ähnlich wie bei Schnitzeln). Dadurch wird er größer, fluffeliger und besser. (Ich persönlich bin dazu aber immer zu faul).
Danach auf Zeitungspapier trocknen lassen.
Das Ergebnis ist erstklassiger Zunder, der trocken gelagert werden sollte.

Anleitung zum Feuerschlagen mit Feuerstein und Stahl


Um ein Feuer zu machen, Feuerstein und Zunder zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und mit den Feuerstahl von oben nach unten an der scharfen Kante des Steins entlang schlagen, so daß Funken auf dem Zunder zu liegen kommen und dort einen Glutherd bilden.
Da der Zunder nur glüht und keine Flamme entwickelt, braucht die Glut jetzt neue Nahrung, um nicht zu erlöschen.
Feinfaserige, trockene Materialien wie Distelwolle, zerpflücktes morsches Holz, alte zerriebene Brennesselstengel, Birkenrinde (frisch oder getrocknet, möglichst dünn geschält), trockene Kiefernnadeln oder Stroh eignen sich besonders.
Wenn die Glut im Brennmaterial liegt, drückt man das Ganze vorsichtig zusammen, damit der glimmende Zunder neue Brennmaterial auch entzünden kann. Jetzt vergrößert man den Glutherd durch hineinblasen.
Jetzt nur noch die Fackel dranhalten, weit ausholen und auf das nächste Strohdach werfen.
(Für alle die in der geistigen Verfassung sind, das wirklich zu tun: DAS WAR EIN SCHERZ!)
Durch das Feuer schlagen können Teile des Feuersteins absplittern. Wenn die in die Augen fliegen, kann das Verletzungen hervorrufen. Also besser nur mit Schutzbrille üben.


Was man so braucht:
- Feuerstahl
- Feuerstein
- Zunder (z.B. Leinenzunder, Rohrkolbenzunder oder Zunderschwamm)
- Ein Heunest (Ein wenig Birkenrinde im Heunest hilft beim späteren Anzünden des Holzes, da das Heu im Gegensatz zur Birkenrinde doch recht schnell verbrennt).

Vom Leinenzunder ein kleines Stückchen abschneiden.
Je "fluffeliger" der Zunder ist, desto leichter verfängt sich ein Funke darin (deshalb ist der Rohrkolbenzunder auch so verdammt gut).
Bei Leinenzunder hat es sich bewährt den Rand ein wenig aufzurauhen.

So hält man das Ganze ohne sich beim Schlangen die Finger abzuschürfen.
Eigentlich braucht man nicht so viel Zunder, aber bei Fotografieren ist es leichter, wenn man sich nicht so beeilen muß, daher habe ich ein größeres Stück genommen.

Den Stein mit einer scharfen Kante nach außen halten, die lange Kante des Schlägers am Stein anlegen und "zielen".

Bis ich bessere Bilder habe bleiben hier noch ein paar aus der alten Anleitung (irgendwie habe ich es diesmal nicht so gut hinbekommen die Funken im Bild "einzufangen"'.
Den Feuerschläger [ nicht die Fingerknöchel ;-) ] in einer schnellen Bewegung von oben nach unten an der scharfen Kante des Steins _entlang_ schlagen (nicht _drauf_schlagen).
Das hier ist der am häufigsten mißerverstande Punkt: Es kommt nicht auf Kraft an, sondern auf Zielgenauigkeit und Geschwindiglkeit. Schlägt man zu kräftig, zerbröselt die Feuersteinkante oder, in extremen Fällen, nimmt der Feuerstahl Schaden (der ja spröde geschmiedet sein muß um gut zu funktionieren). Schlägt man zu langsam, bilden sich keine Funken.
Zu Übungszwecken kann man erstmal mit den Fingerknöcheln der zur Faust geballten einen Hand an der Handkante entlangschlagen um den Bewegungsablauf zu üben. Wenn es weh tut, hat man zu kräftig geschlagen oder hat die flache Hand nicht nur gestreift, sondern war zu nah dran (ist schwer in Worte zu fassen, wie ich gerade merke).

Auf den Bildern ist gut zu sehen, daß die Funken auch auf dem Stein landen.
Ich persönlich puste schon während dem Schlagen auf den Zunder, damit ein Funke ihn auch sofort entzündet. Das ist aber nur ratsam, wenn man die Schlagtechnik gut beherrscht, da herumfliegende Feuersteinstückchen nicht sooo lustig sind, wenn man mit dem Gesicht zu nahe dran ist.
Nach etwas Übung bin ich inzwischen in der Lage den Zunder mit 5-6 Schlägen zum glühen zu bringen.

Jetzt glüht der Zunder, also ab ins vorbereitete Nest.

Das Heunest vorsichtig zusammendrücken und langanhaltend pusten. Also nicht kurz und kräfigt wie beim Kerzen auf einem Geburtstagskuchen auspusten, sondern eher wie beim Suppe auf einem Löffel kühler pusten (nur kräftiger).
Leider ist es mir bisher nicht gelungen den Moment bildlich einzufangen in dem das Heunest Feuer fängt, da es in diesem Moment immer recht schnell gehen muß, wenn man sich nicht die Finger verkokeln will ;-)
Jedenfalls ab in den vorbereiteten Holzstapel damit.

Und fertig ist das Feuer. :-)
Ist mit den richtigen Materialien und ein wenig Übung Kinderleicht. Das ist übrigens wortwörtlich zu nehmen. Es kaufen immer wieder motivierte Lehrer von Grundschulklassen bei uns ein, die Ihren Schülern mal was "lebendigeres" bieten wollen als Kreidestaub an Tafeln und Druckerschwärze auf Papier. :-)


Historische Hintergründe zu Kienspänen

Kienspäne sind vierkantig oder flach geschnittene Stücke aus harzreichem Holz (z.B. Föhre, Fichte, Faulbaum).
Kienholz entsteht durch eine äußere Verletzung der Baumrinde, der Baum produziert hier um die Wunde zu schließen mehr Harz das sich verhärtet, das Holz verkient. Schneidet man diese Stelle in dünne Späne so erhält man Kienspäne.
Kienspäne sind wohl seit der Altsteinzeit über das Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert hinein in Mittel- und Nordeuropa das am weitesten verbreitete Beleuchtungsmittel gewesen. Alle anderen Leuchtgeräte und Lampen - Kerzen, Öllampen, Talglichter waren zumindest für die ärmeren Bevölkerungsschichten kaum erschwinglich bzw. im Betrieb zu teuer.
Homer berichtet um 700 v. Chr. über Kienspanbeleuchtung.
Er gilt auch als älteste bekannte Grubenbeleuchtung in Mitteleuropa. Erste Funde aus der Epoche des Keltischen Salzbergbaus in Hallstatt stammen aus der Zeit von 1000 bis 400 vor Christus.
Der Ur-Bergmann hielt den Kienspan während der Arbeit im Mund. Verlor er seine Zähne, galt er als "bergfertig", d.h. er war Invalide.
Auch aus mittelalterlichen Darstellungen weiß man, dass die brennenden Späne oft im Mund gehalten wurden als eine Art "Taschenlampe". Brauchte man den Mund für andere Dinge, so steckte man den brennenden Span zunächst in Lehmklumpen, Felsspalten oder in die Erde. Später wurden sie in tönerne, hölzerne bald auch metallene Hänge-, Steh- und Tragehalterungen eingespannt. Die tönernen Halter hatten oft die Gestalt eines menschlichen Kopfes mit offenen Mund. Die Redensart "Maulaffen feilhalten" (von "Maul offen" rührt daher).
Kienspäne wurden auch in Totenriten verwendet. Dem Verstorbenen wurde ein Kienspan in die Hand gegeben damit er auf dem Weg durch das Tal der Toten ein Licht hätte)
Auch in Witterungsomen waren Kienspäne vertreten.
Wenn der brennende Kienspan knattert, so wird es kalt werden, wenn er eine lange Schnuppe hat, so wird es tauen. Wenn der Kienspan beim Brennen stark raucht, so ist Wind und Regen zu erwarten.
Gegenüber dem zwar hellen, aber wild flackernden, stark heizenden und schwer kontrollierbaren Feuer bietet ein einzelner Kienspan gewisse Vorteile. Er brennt ruhiger ab, die Brandgeschwindigkeit kann reguliert werden, wenn man ihn mal stärker, mal weniger stark geneigt hält. Die Nachteile dieser Beleuchtung sind aber dennoch eindeutig: Der Span muss oft gewechselt werden, ein Stück von ca. 20 cm Länge brennt nur wenige Minuten.
Man konnte die Brenneigenschaften des Kienspanes noch mal deutlich verbessern, wenn man ihn mit etwas Fett oder Öl tränkte - da diese zusätzlichen Brennstoffe jedoch teuer waren, war das zumindest für die ärmere Bevölkerung eine kaum praktikable Lösung.
Wegen der starken Rußentwicklung sind in alten Stuben Wände und Decke stets stark geschwärzt. In gemauerten Wänden hat man daher für die brennenden Kienspäne häufig Lichtnischen mit eigenem Rauchabzug gemauert.
Kienspäne waren aber auch eine nicht ungefährliche Lichtquelle wie z.B. das prominente Beispiel des 1581 durch die Unvorsichtigkeit des Marktmeisters Georg Wars bis auf die Grundmauern ausgebrannte Berliner Rathaus zeigt.